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Großbaustelle am Nittendorfer Bernstein

NITTENDORF.

In Nittendorf sind am „Bernstein“ zwischen dem Rathaus und der Autobahn seit einigen Wochen große Baumaschinen am Werk. Das Gelände, auf dem bisher der alte Netto-Markt stand, wurde komplett verändert. Es entstehen dort ein neuer großer Edeka-Markt, Wohnungen und Gewerbeeinheiten. Die Marktgemeinde Nittendorf hat mit dem Projekt bauleitplanerisch einen neuen Weg eingeschlagen. Erstmals werden über einem Lebensmittelmarkt Wohnungen und Räume für anderweitige Nutzungen gebaut.

Wie Bürgermeister Helmut Sammüller erklärt, soll mit dieser verdichteten Bebauung dem Flächenverbrauch entgegengewirkt werden. Um diese Bauweise zu ermöglichen, hat der Marktrat einen Bebauungsplan „Urbanes Mischgebiet“ aufgestellt. Gebaut wird alles von der Firma Dankerl aus Willmering bei Cham. Markus Viehauser ist der Projektleiter für die Maßnahme, Manuel Venus der Bauleiter vor Ort. Beide schildern unserer Zeitung den Ablauf der Arbeiten.

Bauschutt wird eingebaut

Im Juni waren auf Tiefladern Bagger und Radlader verschiedener Größen angerollt. Diese machten sich daran, die alten Gebäude, in denen neben dem Netto noch ein Blumengeschäft und auch das bei der Bevölkerung gern aufgesuchte Bistro untergebracht waren, Zug um Zug abzubrechen. Für die vielen Zaungäste war es interessant zu beobachten, wie behutsam die Führer der bis zu 30 Tonnen schweren Bagger dabei zu Werke gingen. Alle Teile, wie Dachlatten, Stromkabel oder Eisenteile, nahm die große Baggerschaufel gezielt auf und legte alles getrennt in bereitstehende Container ab. Eine Spezialabbruchzange biss sich durch Stahlbeton, als wäre alles aus Butter. Etwa 1000 Kubikmeter Bauschutt aus Dachziegeln, Mauerwerk, Bodenplatten und Fundamenten blieben letztendlich in großen Haufen auf der Baustelle. In einer mobilen Brechanlage wurde danach der Schutt in relativ kurzer Zeit auf kleine Brocken zerkleinert. Wie Markus Viehauser erklärte, wird das so gewonnene Material, statt dem üblichen Schotter, für die neuen Bauten etwa als Unterschicht für Bodenplatten wiederverwendet. Vor diesem Arbeitsschritt hatte ein Fachlabor Proben aus den Haufwerken untersucht und als unbedenklich freigegeben.

Parallel zu den Abbrucharbeiten hatten Radlader und Bagger begonnen, eine bisher unbebaute Fläche abzusenken. Dort entsteht eine Tiefgarage. Weil unter dem neuen Niveau eine noch etwa fünf Meter mächtige Schicht ansteht, die nur begrenzt tragfähig ist, müssen für die künftigen Fundamente Betonpfähle im Untergrund hergestellt werden. Dazu wurde, wie Manuel Venus erläutert, eine Technik angewandt, die erst seit relativ kurzer Zeit in Deutschland Eingang gefunden hat.

Ein Bagger, der mit einem speziellen Schlagwerk ausgestattet ist, rammt mehrere Meter lange duktile Gussrohre mit einem Durchmesser von etwa zehn Zentimetern in den Boden. Dem Rohr wird am unteren Ende eine etwas breitere Stahlkappe aufgesetzt, die mit in den Boden geschlagen wird. In den so entstehenden Hohlraum neben dem Rohr und in das Rohr selbst presst eine Pumpe im gleichen Arbeitsgang Beton. Das Verfahren ist sehr zeitsparend. Fast im Minutentakt werden so die etwa 700 Gründungspfähle hergestellt. Darüber kommen Streifen- oder Punktfundamente für Tiefgarage und Marktgebäude. Diese Gebäudeabschnitte werden aus Betonfertigteilen errichtet, die von Anbietern aus der Region stammen.

Fertigstellung Ende 2020

Wie Markus Viehauser nicht ganz ohne Stolz erklärt, lege seine Firma, die schon seit dem Jahr 1930 besteht, schon immer großen Wert auf Regionalität und Effektivität. Dazu gehöre auch, dass von den etwa 170 Beschäftigten des Betriebs etwa 70 Prozent dort fest angestellt sind. Es sei aber auch für die Firma Dankerl derzeit nicht immer einfach, Fachkräfte zu bekommen.

Wie der Projektleiter weiter erläutert, wird südlich des Edeka-Gebäudes ein weiteres zweistöckiges Haus hochgezogen, das im Erdgeschoss weitere Gewerbeeinheiten und im Obergeschoss Wohnungen beherbergen soll. Als letzte Maßnahme folgen im Norden ein kleineres Gebäude für Tagespflege und weitere Wohnungen. Auch beim Innenausbau sollen möglichst Firmen aus der Region zum Zuge kommen. Die Zahl der geplanten Parkplätze wird sich auf etwa 120 belaufen. Ende des nächsten Jahres sollte, wenn alles wie geplant läuft, alles fertiggestellt sein, so die beiden Gesprächspartner.

Quelle: Mittelbayerische Zeitung vom 05. September 2019